Lorsch. In knapp drei Wochen beginnen die Sommerferien. In den Schulen ist der Lehrplan jetzt weitgehend abgearbeitet.
Es bleibt Zeit, dass sich die Schüler – im Klassenverband – auch einmal um etwas anderes kümmern können als um Mathe
und Deutsch – um Fußball zum Beispiel. Erstklässler der Wingertsbergschule waren gestern zu einem abwechslungsreichen
„Sporttag“ bei der Tvgg Lorsch eingeladen. Hannah, Anton und Lukas sowie ihre insgesamt mehr als 120 Mitschüler
fanden dieses Angebot „gut“.

Fußmarsch zum Sportplatz
Wer meint, das könnte ein Vormittag zum Abhängen gewesen sein, liegt falsch. Der Montagmorgen begann für die Kinder
der 1e, die gestern an der Reihe waren, mit einem Fußmarsch von der Grundschule bis auf das Sportgelände am Stadtrand.
Im Ehlried hatte Holger Glanzner vom Tvgg-Vorstand der Fußballabteilung gemeinsam mit den Jugendtrainern und
Jugendleitern Markus Essel, Sven Lenhardt und Klaus Fieberling ein attraktives Programm vorbereitet, das die Erstklässler
ordentlich in Bewegung hielt.


Auf dem noch relativ neuen und angenehm weichen Kunstrasenplatz konnten sich die sechs- und siebenjährigen Jungs und
Mädchen austoben. Bernhard Geffert und Bernd Huber halfen gleichfalls mit, dass der spezielle Trainingsbetrieb für
Fußball-Anfänger zur Freude aller sehr gut lief. Zum Gesamtteam gehörten auch Tommi Ofenloch, Reinhard Held, Markus
Hartmann und Dieter Schumacher.


Sporttag als gemeinschaftsstiftenden Ausflugstag
Es galt, mit kleinen Fußbällen, aus Tor zu schießen, Slalomläufe zu absolvieren, Zielgenauigkeit auch mit Tennisballwürfen
zu testen und mit größeren Bälle auch per Hand an der Torwand Erfolg zu haben. Übungen für die Koordination und die
Motorik und wichtige Bewegungsabläufe hatten die Jugendtrainer vorbereitet. Insgesamt waren fünf Stationen aufgebaut.


„Die Kinder genießen es“, weiß Jutta Rothfritz. Die Leiterin der Wingertsbergschule schaute gestern auch persönlich auf
dem Fußballplatz vorbei. „Hervorragend“ sei zudem, dass der „Balltag“, den die Tvgg bereits seit einigen Jahren regelmäßig
für die Wingertsbergschüler ausrichtet, ohne Wettkampf der Kinder untereinander funktioniere. Die Schüler erlebten den
Sporttag als gemeinschaftsstiftenden Ausflugstag.


Manches Kind hat noch nie auf einem echten Fußballfeld gekickt. Sportlich sind die Erstklässler aber durchaus. Von den
Lorscher Schülern spielen manche zum Beispiel Handball bei der Tvgg und von den Mädchen sind mehrere in der Tvgg-
Turnabteilung aktiv. „Die Kinder machen gut mit“, lobte Klaus Fieberling gestern ihre fußballerischen Fortschritte – und
aufmerksam seien sie auch. Als einer der Trainer einem zögerlichen Stürmer aufmunternd „ein bisschen schneller“ zuruft,
legt dieser jedenfalls Tempo zu. „Nicht mich angucken“, rät der Coach zudem, beim Sprint das Tor im Blick zu behalten.


Ein Casting ist der Sporttag nicht. Die Kinder sollen Spaß haben. Das unterstreichen die Sportler und die Pädagogen
gleichermaßen. Von der Grundschule waren Viola Falk, Jessica Quarck, Mechtild Brettinger, Annette Braag, Marion
Belzner, Jasmin Neudecker und Denise Wurster-Bergoint in den Sporttag eingebunden.


Vielleicht ist ein Musiala dabei
Dass die Tvgg-Mitglieder aber natürlich froh wären, wenn sie bei einigen Kindern echte Freude am Fußballspiel wecken
könnten, ist klar. Und dass der deutsche Fußball dringend einen Nachwuchs braucht, der begeistert und motiviert zur Sache
geht und auf dem Platz fußballerisches Können zeigt, wird wohl niemand angesichts des aktuellen Images etwa der
Nationalelf bestreiten. Vor einigen Jahren habe der Sporttag zehn Interessierte zum Fußballverein gebracht, heißt es von der
Tvgg.


Es wäre jedenfalls höchst ärgerlich, wenn man ein Fußball-Talent übersehen würde, bloß weil dieses nie die Gelegenheit
hatte, aufzuspielen. „Wir hoffen, dass vielleicht ein Musiala dabei ist“, sagten die Tvgg-Sportler gestern augenzwinkernd.
Ein solches Ausnahmetalent ist zwar wirklich sehr selten. Einen großen Sprung bis in die Nationalmannschaft hat mit
Ludwig Gärtner aber doch immerhin schon einmal ein Lorscher geschafft. 1995 ist der Lorscher Fußballer im Alter von 76
Jahren gestorben. Ihm zu Ehren heißt die Adresse, an der das Tvgg-Sportgelände im Ehlried liegt, Ludwig-Gärtner-Straße.


Viel Zeit, von großen fußballerischen Karrieren zu träumen, hatten die Erstklässler gestern nicht. Mittags ging es für sie
nach dem „Balltag“ erst einmal wieder zurück zum Wingertsberg – gleichfalls zu Fuß und erst einmal gut ausgepowert.